„Passiflora incarnata“ = Fleischgewordene Passionsblume.

Die eindrucksvolle Blüte bekam ihren Namen, weil die meist blau-weißen, in einem Strahlenkranz angeordneten Blütenblätter an die Dornenkrone Christi erinnern. Die fünf Staubgefäße symbolisieren die fünf Wunden. Und in den 3 Narben sah man die drei Nägel, mit denen Jesus ans Kreuz genagelt wurde.

In der Frühzeit war man fest überzeugt, dass es im Paradies keine Dornen gab. Gott lässt sie entstehen infolge der Abkehr des Menschen von Gott: „Die Erde soll dir Disteln und Dornen tragen …“ Gen 3,18

Ist dann die Passionsblume in ihrer Pracht nicht eine wunderbare Offenbarung, ein „fleischgewordenes“ Zeichen, dass uns die Dornenkrone Christi, sein Kreuz, seine Erlösungstat das Paradies wieder geöffnet, uns ewiges Leben erwirkt hat, dass die gesamte Schöpfung erlöst wird. Leid und Kreuz, erlittener Hohn und Spott sind verklärt und verkünden ewige Freude.

„Ja, ich bin ein König!“ So beantwortet Jesus die Frage des Pilatus, ob er ein König sei.
Und Pilatus lässt es zu, dass die Knechte das Königtum Christi lächerlich machen, die Königskrone, und damit den König selbst entwürdigen durch Hohn und Spott:

„Dann legten sie ihm einen Purpurmantel um und flochten eine Dornenkrone; die setzten sie ihm auf und grüßten ihn: Heil dir, König der Juden! Sie schlugen ihm mit einem Stock auf den Kopf und spuckten ihn an, knieten vor ihm nieder und huldigten ihm. Nachdem sie so ihren Spott mit ihm getrieben hatten, nahmen sie ihm den Purpurmantel ab und zogen ihm seine eigenen Kleider wieder an.“ Mk 15, 17-20a

Hohn und Spott sind bis heute die spitzen, unsichtbaren Dornen, mit denen Menschen entwürdigt, gekreuzigt werden, die tiefe Wunden schlagen. Die Wunden Jesu heilen und verwandeln auch unsere Wunden in kostbare, ewige „Passionsblumen“,

O Haupt voll Blut und Wunden,
voll Schmerz und voller Hohn,
o Haupt, zum Spott gebunden
mit einer Dornenkron,
o Haupt, sonst schön gekrönet
mit höchster Ehr und Zier,
jetzt aber frech verhöhnet:
Gegrüßet seist du mir.