Geschichte des Franziskanerinnenklosters Maria Stern

Zwei Augsburger Bürgerstöchter gründeten 1258 in ihrem Haus „zum Stern“ eine „Sammung“, um mit Gleichgesinnten ein gottgefälliges Leben zu führen. Der Namenszusatz „Maria“ wird erst seit dem 17. Jahrhundert verwendet.

Bis heute befindet sich das Mutterhaus Maria Stern mitten in Augsburg, nahe bei der Barfüßerkirche. Barfüßer wurden die Franziskaner genannt, die seit 1221 in Augsburg eine reiche Seelsorgstätigkeit entfalteten. Unter ihrem Einfluss nahm die Gemeinschaft 1315 die franziskanische Regel an. Über die frühe Zeit ist sonst wenig bekannt.

Während der Reformation forderte der Rat der Stadt die Schwestern auf zu den Lutheranern überzutreten. Der Konvent, der in den ersten Jahrhunderten nie mehr als 20 Mitglieder zählte, blieb jedoch mehrheitlich dem alten Glauben treu und erlebte unter der jungen „Meisterin“ Anna Krölin (1567 – 1589) einen neuen Aufschwung. Die Sternkirche, deren Turm die erste Zwiebelkuppel Süddeutschlands ziert, konnte 1576 eingeweiht werden.

Bei der Aufhebung des Klosters im Jahre 1803 (Säkularisation) wurde den Schwestern das Bleiberecht bis zu ihrem Tod zugestanden. König Ludwig I. von Bayern knüpfte die Wiedererrichtung des Klosters (1828) an die Bedingung, dass Schwestern für den Unterricht der weiblichen Jugend in Augsburger Volksschulen ausgebildet würden. Aus der bis dahin im Verborgenen wirkenden wurde eine apostolisch tätige Ordensgemeinschaft.

Oberin M. Salesia Ellersdorfer begann 1855 mit Filialgründungen in ganz Bayern. In Schulen und Kinderheimen, Kindergärten und Horten, Kranken- und Altenpflege-Einrichtungen halfen Sternschwestern mit, die sozialen Härten der sog. Gründerzeit zu mildern und die Lebenschancen junger Mädchen zu verbessern. Als in der NS-Zeit die klösterlichen Lehrerinnen aus den Schulen vertrieben wurden, erwies sich die Vielseitigkeit des Ordens als rettender Anker. Generaloberin M. Josefine Lederer konnte 1938 Lehrerinnen nach Brasilien aussenden, wo sie sich bald auch der Armen annahmen. Heute ist in Nordost-Brasilien eine Ordensprovinz mit fast 100 Schwestern.

Der Bombenangriff auf Augsburg im Februar 1944 legte das Mutterhaus in Schutt und Asche und machte viele Schwestern obdachlos. Nach dem 2. Weltkrieg sorgten sie für Ausgebombte, Notleidende und Flüchtlinge, z. B. in Volksküchen. Auch die Schulen wurden wieder eröffnet.

Vom II. Vatikanischen Konzil (1962 – 1965) ermutigt, befasste sich die Gemeinschaft intensiver mit der franziskanischen Spiritualität. Da jedoch immer weniger junge Frauen eintraten, mussten Filialen geschlossen und viele Aufgaben anderen, auch kirchlichen Trägern übergeben werden.

Heute stellen sich die Schwestern vorwiegend für pastorale Dienste in den Pfarreien zur Verfügung, sie tragen die Ewige Anbetung im Mutterhaus und die Mission in Brasilien mit. 1998 wurde von deutschen und brasilianischen Schwestern eine Niederlassung in Mosambik begründet.

Werden und Weg unserer Gemeinschaft

Anfänge

1258

Zwei Augsburger Bürgerstöchter, leibliche Schwestern, begründen das „Gotteshaus zum Stern“, eine „Sammung“ nach Art der Beginen, um mit anderen jungen Frauen ein gottgefälliges Leben zu führen.

1315

Schon seit 1221 waren Franziskaner-Minoriten (Barfüßer) in Augsburg ansässig. Sie schrieben auch die unter ihrer Beratung verfassten Satzungen für die Schwestern nieder. Auf diesen Urkundebrief wie auf die Regel des Dritten Ordens verpflichtete sich die Sammung und wurde am 21. November 1315 in die Straßburger Provinz der Minoriten aufgenommen.

Reformation und Dreißigjähriger Krieg

1517ff

Die meisten Barfüßer schlagen sich auf die Seite des Reformators Huldrych Zwingli.

1526

hört ihr Kloster zu bestehen auf. Die Schwestern verlieren so ihre geistliche Heimat, die Barfüßerkirche.

1537

Höhepunkt der Reformation in Augsburg: Verbot der hl. Messe, die Aufnahme neuer Schwestern wird untersagt, eine protestantische Oberin eingesetzt. Einige Schwestern, unter ihnen die Pförtnerin Priska Mayrin, harren im Sternkloster aus. Die Stadt beschlagnahmt das Klosterarchiv.

1563

Anna Krölin (1538–1589) tritt ins Sternkloster ein. Von 1569–1589 amtiert sie als Meisterin und wird als „zweite Gründerin“ bezeichnet.

1574-1576

Sie lässt von Johannes Holl die Sternkirche erbauen, deren eleganter Zwiebelturm es zu einiger Berühmtheit bringt.

1588

Wiederaufnahme des Sternklosters in die Straßburger Konventualenprovinz.

1618/1632

Der Namens-Zusatz „Maria“ bürgert sich für die einzelne Schwester und dann auch für die ganze Gemeinschaft ein, als sie im Dreißigjährigen Krieg Einquartierung und viel Not zu leiden hat.

19. Jahrhundert – Säkularisation und Neuanfang

1802/1803

Durch den Reichsdeputationshauptschluss verliert das Kloster den gesamten Grundbesitz in der Stadt und außerhalb. Neuaufnahmen werden untersagt.

1828

Ein Dekret des bayerischen Königs Ludwigs I. sichert den Fortbestand des Klosters, das die Mädchenbildung in Augsburg voranbringen soll und in der Folge selbst Lehrerinnen ausbildet. Bis dahin hatte der Konvent nie mehr als 22 Schwestern gezählt. Das Sternkloster untersteht nun dem Bischof von Augsburg, die Verbindung zur Straßburger Franziskanerprovinz bricht ab.

1855

Oberin M. Salesia Ellersdorfer beginnt mit der Gründung vom Mutterhaus abhängiger Filialen in ganz Bayern; die Schwestern nehmen sich immer mehr auch sozialer Aufgaben an.

20./21. Jahrhundert

1933–45

Starke Einschränkung der pädagogischen und caritativen Tätigkeiten durch das NS-Regime

1937

Einführung der Ewigen Anbetung in der Sternkirche.

1938

Höchststand der Schwesternzahl: 1260 Schwestern in 125 Niederlassungen

1938/1939

Aussendung von Schwestern nach Nordost-Brasilien, Staat Pernambuco, durch Generaloberin M. Josefine Lederer

1944

Zerstörung des Mutterhauses durch Bomben

1945

Wiederaufnahme der erzieherischen Tätigkeiten in Bayern

1961

Recife wird zum Mittelpunkt der Niederlassungen in Brasilien.

1962–1965

II. Vatikanisches Konzil. Auswirkungen auf das Selbstverständnis der Orden in aller Welt, Neubesinnung auf die franziskanischen Wurzeln

Nach 1965

Rückgang der Klostereintritte, Schließung von Filialen in Bayern

1970

In Brasilien gewinnt die Theologie der Befreiung an Einfluss.
Aufnahme der Missionstätigkeit am Amazonas (Jurutí, Staat Pará)

1982

Papst Johannes Paul II. bestätigt „Regel und Leben der Brüder und Schwestern vom Regulierten Dritten Orden des hl. Franziskus“

1990–1996

Prozess der Umstrukturierung der Kongregation zu zwei Provinzen (Provinz Sta. Cruz – Deutsche Provinz) mit Generalleitung

1992–1997

Missionstätigkeit im Kongo (Zaire)

1994

Nach der Wiedervereinigung Deutschlands (1990) Gründung einer Niederlassung in den neuen Bundesländern

1998

Beginn der Missionstätigkeit in Mosambik (Provinz Gaza)

ab 2000

Gründung von franziskanischen Laiengemeinschaften in Deutschland und Brasilien

2002

Festlegung unseres Charismas: „Wir wollen Jesus Christus folgen, dem Licht der Völker und der ganzen Welt.“

2014/15 u.2019

Neufassung der Satzungen der Gesamtkongregation

Seit der Gründung des Kath. Schulwerks der Diözese Augsburg im Jahr 1975 wurden unsere Schulen schrittweise in die Trägerschaft des Schulwerks übernommen:

  • FAKS und RS Maria Stern, Nördlingen
  • FAKS und BFS Maria Stern, St. Elisabeth Augsburg
  • RS Maria Stern, Immenstadt
  • RS und Gym Maria Stern, Augsburg-Göggingen