Eine Weihnachtskrippe gab es im Kloster der Franziskanerinnen von Maria Stern in Nördlingen immer. Als aber der Neubau des Klosters 1983 anstand, wünschte Sr. M. Norbertine Leutenmayr, die damalige Oberin, dass für den Eingangsbereich des Klosters eine Jahreskrippe entstehen sollte, in der wechselnde Szenen aus der biblischen Geschichte dargestellt werden.
Sie bat Sr. M. Sigrid, diese Aufgabe mit ihr zu übernehmen. Der damalige Vorsitzende des Bayerischen Krippenvereins, Msgr. Erich Lidel, gab gute Anregungen und Hilfen zu diesem Vorhaben und vermittelte den Schwestern auch den Besuch der Krippenbauschule in Innsbruck. So entstand die Jahreskrippe im Laufe mehrerer Jahre mit vielen Bauteilen, Details und ca. 300 Figuren. Zwischen 1984 und 2012 wurden 270 verschiedene Darstellungen aufgebaut.
Die Jahreskrippe war eine lebendige Auseinandersetzung mit der Heiligen Schrift. Vor jeder Aufstellung wurde der biblische Text gelesen und besprochen. Bei den einzelnen Szenen musste man sich neu überlegen, in welcher Situation und Umgebung sich das Geschehen ereignete, welche Personen besonders in Kontakt traten.
Sr. Norbertine war hauptsächlich für die Kulissen und Bauteile zuständig, Sr. Sigrid für die Figuren; aufgestellt wurde gemeinsam. Die Hintergrundbilder malte Sr. Regina Kugler, eine Tertiarschwester des hl. Franziskus aus Südtirol, Sonderanfertigungen und das Fotografieren übernahm Frau Liane Lentschig.
Auch im Schulbereich wurde eine große Weihnachtskrippe im heimatlichen Stil aufgebaut. In jeder Adventswoche kam Neues hinzu. Die Schüler und Studierenden blieben immer wieder betrachtend stehen und baten um Erklärung und Bedeutung der biblischen Geschichten.
Für die Studierenden der Fachakademie boten die beiden Schwestern Krippenbaukurse an im Werkunterricht und im Wahlfach Figurengestaltung. Mit großem Eifer und sogar über die Unterrichtszeit hinaus arbeiteten sie an ihren Krippen. Mit Begeisterung wurden die Arbeitsergebnisse in Krippenausstellungen präsentiert, auch Krippenfahrten wurden unter-nommen, z.B. zum Weltkrippenkongress nach Innsbruck oder ins „Schwäbische Krippenparadies“ in der Gegend zwischen Krumbach und Günzburg. Nach Abschluss der Fachakademie setzten die jungen Erzieherinnen ihre Krippen vor allem zur Veranschaulichung der Weihnachtsgeschichte in ihren religiösen Unterweisungen bei den Kindern ein.
In der Advents- und Weihnachtszeit kamen auch immer viele Besucher und Gruppen, oft sogar aus der Schweiz, aus Österreich und weit über die regionalen Grenzen hinaus zu Krippen-führungen. Besonders schön war es, wenn Kindergartenkinder, Kommuniongruppen und Schulklassen zum Krippenschauen kamen. Sie entdeckten meist Details, die die Erwachsenen kaum beachteten.
Oft wurden die Schwestern auch zu Krippenvorträgen eingeladen, z. B. nach München, Augsburg, Landsberg … Dabei kam es zu guten Begegnungen und interessanten, intensiven Gesprächen über praktische, aber auch religiöse Themen. Bei verschiedenen Krippenausstellungen wurden sie gebeten, sich mit einer Aufstellung zu beteiligen, so auch beim Weltkrippenkongress 2008 in Augsburg. Die Nördlinger Krippenschwestern durften die Szene „Mose und Aaron vor dem Pharao“ ausstellen.
Mehrfach erschienen Artikel und Bilder in unterschiedlichen Zeitungen und Zeitschriften, auch drei Fernsehbeiträge zeigten die Krippe.
Nach Abschluss der Lehrtätigkeit der Schwestern und vor allem nach dem Tod von Sr. M. Norbertine wurde die große Jahreskrippe im Kloster nicht mehr aufgebaut. Man suchte einen würdigen Ort, dieses große Werk weiterhin öffentlich zugänglich machen zu können. Ein Teil kam nach Tierhaupten, wo man ein Krippenmuseum geplant hatte, das aber nicht verwirklicht werden konnte. Durch Herrn Stadtpfarrer Benjamin Beck, der sich einsetzte, dass die gesamte Krippe in Nördlingen bleiben soll, bildete sich ein Freundeskreis der Krippen des Klosters Maria Stern, der sich als Förderverein für die Bewahrung und Pflege der Krippen engagiert, der in finanzieller, sachlicher und ideeller Hinsicht für Unterstützung sorgt in Zusammenarbeit mit dem Verband Bayerischer Krippenfreunde. So wurde nun erreicht, dass die Weihnachtskrippe ihren festen Platz im Nördlinger Altenheim St. Vinzenz bekommen hat und für die Jahreskrippe wird ein Ausstellungsraum in der Nördlinger kath. Kirche St. Salvator geschaffen.
Foto: Sr. Sigrid
Über die aktuellen Ausstellungsbereiche, über Öffnungszeiten und weitere Veranstaltungen gibt die Homepage Auskunft:
www.krippenfreunde-maria-stern.de
Interessante Begleitgeschichten aus der Entstehungszeit der Krippen, die Bedeutung der Krippentradition … erfahren Sie beim Lesen in:
Die Jahreskrippe des Klosters Maria Stern in Nördlingen
M. Sigrid Ritzer
Kunstverlag Josef Fink 2009
Die Jahreskrippe des Klosters Maria Stern in Nördlingen – Neues Testament
M. Sigrid Ritzer
Die Weihnachtskrippe des Klosters Maria Stern Nördlingen
M. Sigrid Ritzer
Druckerei & Verlag Steinmeier
2016